7. Zweiter Weltkrieg – Narrative und Erinnerung
Überblick
In dieser Methode diskutieren die Teilnehmenden darüber, wie unterschiedlich die Erinnerung europäischer Gesellschaften an den Zweiten Weltkrieg ist. Sie tauschen sich ausgehend von einem gemeinsam erarbeiteten Zeitstrahl mit den wichtigsten erinnerungskulturellen Ereignissen und die verschiedenen Narrative aus. Dieser Workshop kann als Einführung in eine vertiefende Diskussion über den Zweiten Weltkrieg dienen.
Ziele
- Einleitung einer Diskussion zwischen den Teilnehmenden über die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg
- Erlangung eines multiperspektivischen Überblicks über den Zweiten Weltkrieg und die Erinnerung daran
- Unterstützung von Überlegungen zu verschiedene historische Narrative
Schlüsselbegriffe
- Zweiter Weltkrieg
- (Europäische) Erinnerung
- Narrative
Teilnehmendenzahl
10 – 25
Zielgruppe
- 16 Jahre und älter mit Grundkenntnissen über den Zweiten Weltkrieg
Dauer
90 bis 120 Minuten
Material / Vorbereitung
- Moderationskarten
- Marker
- Klebeband für einen Zeitstrahl an der Wand oder am Boden
- Der/Die Teamer:in bereitet Arbeitstische für alle Gruppen und einen Zeitstrahl vor, um den sich die ganze Gruppe sammeln kann
Ablauf
Erster Schritt (5 Minuten): Der/Die Teamer:in erläutert Inhalt, Ziele und Struktur des Workshops und teilt die Teilnehmenden in 4- bis 5-köpfige Gruppen ein. Dabei wird besonders auf eine diverse Gruppenzusammensetzung geachtet, z. B. Lebens- geschichte und –situation, Wohnsitz, Geschlecht, historisches Wissen.
Zweiter Schritt (30 Minuten): In der ersten Phase der Gruppenarbeit sollen die Teilnehmenden einzeln über die wichtigsten Ereignisse des Zweiten Weltkrieges nachdenken und sie notieren. Wichtig ist, dass die Teilnehmenden kein Schulwissen aufsagen, sondern über Ereignisse nachdenken, die für sie persönlich von Bedeutung sind. Das können globale oder lokale Ereignisse sein. Anschließend stellen die Teilnehmenden diese Ereignisse den anderen Mitgliedern der Kleingruppe vor und erklären, warum sie diese Beispiele ausgewählt haben und warum sie für sie wichtig sind. Der/Die Teamer:in muss deutlich machen, dass die Teilnehmenden mit der Nennung der wichtigsten Ereignisse ihre eigene Perspektive darstellen.
In der zweiten Phase diskutieren die Teilnehmenden über alle Ereignisse, die in der Kleingruppe genannt wurden. Sie stellen einander Fragen zu unbekannten Ereignissen oder bitten um Hintergrundinformationen.
Danach diskutieren die Teilnehmenden untereinander und wählen gemeinsam die 5 wichtigsten Ereignisse auf, die sie auf den gemeinsamen Zeitstrahl setzen wollen. Diese Ereignisse schreiben sie auf Moderationskarten (Name und Datum des Ereignisses).
Diese Übung zeigt, dass es verschiedene Perspektiven und Erzählungen zu ein und demselben Ereignis gibt. Zum Beispiel können einige Teilnehmende unterschiedliche Meinungen über den Beginn oder das Ende des Zweiten Weltkrieges haben oder unterschiedliche Ereignisse nennen, die während des Krieges eine wichtige Rolle gespielt haben.
Dritter Schritt (25 Minuten): Alle Teilnehmenden kommen zusammen. Jede Gruppe stellt ihre Ereignisse vor und setzt sie auf den gemeinsamen Zeitstrahl. Nach jeder Präsentation können die Teilnehmenden der vorstellenden Gruppe Fragen stellen.
Vierter Schritt (30 Minuten): Nach Erstellung des gemeinsamen Zeitstrahls beginnt der/die Teamer:in eine Diskussion in 2 Etappen: zuerst über den Zeitstrahl und dann über den Arbeitsablauf in den Kleingruppen.
Mögliche Fragen zum Zeitstrahl:
- Was stellt ihr fest, wenn ihr den Zeitstrahl betrachtet? Was überrascht euch?
- Welche Ereignisse wurden mehrmals erwähnt? Tragen alle die gleiche Bezeichnung und das gleiche Datum oder gibt es Unterschiede? Was könnte der Grund dafür sein?
- Fehlen Ereignisse, die eurer Meinung nach auf dem Zeitstrahl stehen sollten?
- Glaubt ihr, dass der Zeitstrahl eine multiperspektivische Ansicht vom Zweiten Weltkrieg vermittelt (individuell und kollektiv, geografisch, Blickwinkel aus Genderperspektive usw.)?
- Welche Chancen, Vorteile und Gefahren birgt die Betrachtung historischer Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven?
Mögliche Fragen zum Arbeitsablauf:
- Wie ist eure Gruppenarbeit und die Diskussion verlaufen?
- War es einfach, eure 5 Ereignisse auszuwählen?
- Welche Auswahlkriterien gab es?
- Habt ihr etwas Neues gelernt?
Tipps für die Durchführung
Die Teilnehmenden sollten zumindest über Grundkenntnisse zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges verfügen. Nur dann sind sie in der Lage, Ideen über die Hauptereignisse auszutauschen und über verschiedene Perspektiven und Narrative zu diskutieren.
Varianten
Diese Methode lässt sich auf beliebige historische Ereignisse anwenden, solange die Teilnehmenden über entsprechende Grundkenntnisse verfügen.