5. Unterschiedliche Herangehensweisen und Perspektiven zum Ersten Weltkrieg
Überblick
Ziel des Workshops ist es, die grundlegenden Elemente des Ersten Weltkrieges zu analysieren, aber vor allem die historischen Ansätze zu vergleichen, die die Teilnehmenden aufgrund ihrer Schul- und Hochschulbildung, ihres Landes und ihrer Geschichte mitbringen. Dabei sollen sich die jungen Menschen anderen gegenüber öffnen, ihre Fähigkeit zum Zuhören, ihr Mitgefühl und Kritisches Denken weiterentwickeln. Sie sollen auch überlegen, inwieweit sie eine gemeinsame Erinnerungskultur an Kriege und Konflikte teilen und was sie – trotz möglicher Unterschiede – eint.
Ziele
- Einführung in historisches Wissen über den Ersten Weltkrieg
- Vergleich und Feststellung unterschiedlicher Perspektiven zwischen den Teilnehmenden
- Vergleich der Ansätze in Lehrbüchern aus verschiedenen Ländern
- Kritisches Denken fördern
Schlüsselbegriffe
- Krieg
- Erster Weltkrieg
- Geschichte
- Historische Fakten
- Zeitstrahl
- Konzepte
- Diskussion
- Analyse
- Kritisches Denken
Teilnehmendenzahl
15 bis 20 Personen
Zielgruppe
- Dieser Workshop richtet sich an junge Menschen, die kurz vor dem Abitur stehen und/oder gerade ihr Abitur gemacht haben.
- Es eignet sich besonders für junge Erwachsene, die studieren oder gerade ihr Studium abgeschlossen haben und auf Arbeitssuche sind.
- Sie sollten sich für das Thema interessieren und Grundkenntnisse über die Kriege des 20. Jahrhunderts haben.
- Sie sollten auch über ein gewisses Maß zur Reflexionsfähigkeit und zu kritischem Denken verfügen, um zuhören, Informationen zu verarbeiten und argumentieren zu können. Außerdem brauchen sie soziale Kompetenz, Respekt und die Fähigkeit, anderen zuzuhören.
Dauer
150 Minuten
Material / Vorbereitung
- Computerausstattung für das Team: Computer, Videoprojektor, vernetzter Bildschirm, gute Internetverbindung
- Auszüge aus mehreren Geschichtslehrbüchern aus allen teilnehmendem Ländern (auf Deutsch, Französisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und eventuell Englisch). Die Dokumentation wird vorzugsweise vom Team nach eigenem Ermessen ausgewählt.
- Tafel / Flipchart
- Buntes Papier, Marker, Klebeband
Ablauf
Erster Schritt (45 bis 50 Minuten): Videovorführung und Diskussion
- Die gesamte Gruppe schaut sich ein Video an.
Wichtig: Bei der Auswahl des Videos ist Folgendes zu beachten:
– Das Video muss auf Englisch sein.
– Es ist auf Inhalt und Form zu achten.
Das Team muss den historischen Inhalt
vorher überprüfen.
– Das Video muss kurz und dynamisch sein.
– Im Video müssen Standpunkte aus Westeuropa und dem Balkan vorgestellt werden. - Das Team steckt in einer Kurzpräsentation den historischen Kontext ab: Europa im Jahr 1914 (politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich usw.), wachsende Spannungen und bestehende Bündnisse. Hier kann auch eine Europakarte aus dieser Zeit nützlich sein (im Internet erhältlich).
- Das Team notiert Daten, Konzepte und andere wichtige Elemente auf farbigen Blättern, die an die Wand oder an die Tafel gehängt werden. Dies dient als Gerüst für alle.
- Danach leitet der/die Teamer:in zu einer Phase der kritischen Reflexion über, indem er/sie den Teilnehmenden beispielsweise folgende Fragen stellt: „Was fehlt in dem Video?“ (z. B. die Perspektive des Balkans), „Was habt ihr von dem, was gerade gesagt wurde, verstanden?“, „Was war neu für euch?“, „Hat euch etwas überrascht?“. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, Feedback zu geben und der Gruppe zu erklären, wie die Informationen ihren Horizont erweitert haben.
> Das ist ein guter Übergang zum Hauptteil dieser Aktivität
und zur Diskussion darüber, wie Geschichte in den Ländern der Teilnehmenden unterrichtet
werden sollte.
Zweiter Schritt (45 bis 60 Minuten): Schulbücher aus den einzelnen Ländern lesen und analysieren
- Die Teilnehmenden werden in gemischte Gruppen aufgeteilt. Das Team muss sicherstellen, dass jedes Land in jeder Gruppe vertreten ist.
- Jedes Mitglied der Gruppe liest die Schulbuchauszüge in seiner eigenen Sprache
und übersetzt den Auszug oder wichtige Teile daraus, damit die anderen Teilnehmenden
sie verstehen. - Wichtig: Die Teamer:innen müssen die Auszüge aus den verschiedenen Schulbüchern unbedingt im Voraus auswählen und sich damit vertraut machen. Auch hier ist die Wahl des Materials äußerst sensibel. Es muss sichergestellt werden, dass das Material gründlich analysiert und kritisch hinterfragt wird.
- Die Teilnehmenden diskutieren in ihren Kleingruppen und tauschen Ideen aus. Sie beobachten und vergleichen die Schulbuchinhalte und die unterschiedlichen Perspektiven.
Als Hilfestellung stellt ihnen das Team einige Fragen wie etwa:
> Wie werden die historischen Ereignisse in den Lehrbüchern beschrieben?
> Welche Unterschiede stellt ihr in den Beschreibungen fest?
> Welche Gründe könnte das haben? - Danach kann das Team die Dokumentenanalyse anhand folgender Fragen
vertiefen:
1. Ursachen: Welche Gründe werden als Erklärung für den Ausbruch des Konfliktes genannt?
2. Ziele: Was wollten die einzelnen Länder durch ihren Kriegseintritt bezwecken?
3. Folgen: Was waren die Ergebnisse und Folgen?
4. Wichtigste Daten: Notieren der Daten, die in jedem Lehrbuch genannt werden - Damit die Übung effizienter ist, kann das Team eine Tabelle vorbereiten und an die Teilnehmenden verteilen.

Wichtig: Die Teamer:innen sollten die Teilnehmenden fragen, ob alle Lehrbücher diese Fragen beantworten. Es wird unvermeidlich zu Diskussionen kommen, alle können die Dinge kritisch hinterfragen.
Dritter Schritt (25 bis 30 Minuten): Diskussion, Anmerkungen und Zusammenfassung
Alle Gruppen stellen ihre Ergebnisse, ihre Analyse und Feststellungen vor.
Anhand dieser Ergebnisse kann eine gemeinsame Mindmap erstellt werden. Beispielsweise kann ein Gruppenmitglied an die Tafel kommen und die Mindmap erstellen oder ergänzen. Das Ergebnis ist kreativer und einprägsamer.
Am wichtigsten ist es jedoch, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit dem Thema und der Perspektive zwischen den Lehrbüchern und den Ländern festzustellen. Diese Unterschiede müssen hinterfragt werden und versucht werden zu verstehen.
Fazit (10 bis 15 Minuten)
Historische Sichtweisen und Perspektiven können von Land zu Land unterschiedlich sein.
Es gibt Fakten und die Darstellung dieser Fakten durch ein Land in einem Lehrbuch.
Die Teamer:innen sollten betonen, dass Lehrbücher auf redaktionellen
und politischen Entscheidungen basieren. Dies muss den jungen Menschen klar sein, damit sie Lehrbücher genauso kritisch betrachten wie andere Dokumenten ihres täglichen Lebens.
Tipps für die Durchführung
Der wichtigste Aspekt bei dieser Methode ist die Auswahl der Dokumente, ihre gründliche Analyse und ihre wissenschaftliche Beurteilung zu pädagogischen Zwecken und zur Entwicklung des kritischen Denkens.

Die Teamerin fragt die jungen Menschen nach ihren Eindrücken.

Junge Menschen in multikulturellen Gruppen analysieren Auszüge aus Schulbüchern.